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Die Mär vom sicheren Schulweg

21. März 2019 Martina von Saenger

Vor wenigen Wochen wurde ein Kind auf seinem Schulweg in der Von-Essen-Straße angefahren. Zum Glück wurde es nur leicht verletzt. Nach Informationen der Polizei hätte der Taxifahrer keine Chance gehabt, rechtzeitig zu bremsen. Das Kind sei ihm an der Verengung der Von-Essen-Straße Ecke Wohldorfer Straße direkt vor das Auto gelaufen. Die Gesetzeslage gibt vor, dass sich in einer 30er Zone kein Zebrastreifen befinden dürfe. So hat das Kind keinen klaren Überweg auf seinem Weg zur Schule. Es drängt sich die Frage auf, ob es nicht eher das Kind war, das keine Chance hatte.

Elterntaxis oder Selbständige Kinder?

Am Schulstandort Brucknerstraße bietet sich allmorgendlich dasselbe Bild: Eine Fahrbahnverengung vor dem Haupteingang der Schule, die leider viel zu häufig von Elterntaxis genutzt wird um die Kinder abzusetzen. Autofahrer geben aus Angst vor Verzögerung schnell noch Gas, um vorbei zu ziehen, während sich die Autotür bereits öffnet und ein Grundschulkind sich anschickt, auszusteigen.

Man kann sich fragen, was mit den Autofahrern los ist, die so wenig Rücksicht auf Grundschüler nehmen. Man kann sich aber auch fragen, warum seit zehn Jahren von verschiedenen Gremien im Stadtteil versucht wird, diese Missstände zu benennen und zu beheben und diese Versuche wiederholt abgeblockt werden – bisher ohne Alternativlösungen.

Wir werden als Elternrat der Adolph-Schönfelder-Schule immer wieder von besorgten Eltern angesprochen, die ihr Kind liebend gern allein zur Schule gehen lassen würden, aber ob der Verkehrs- und Parklage auf dem Schulweg ihre laufenden Meter lieber doch bringen. Diese können nämlich nicht über die Motorhauben schauen und sind ebenso schlecht zu sehen.

Die Straßenverkehrsordnung sieht seit Ende 2016 flächendeckend Tempo 30 vor Krankenhäusern, Schulen und Kitas vor. Die Hamburger Verkehrsbehörde lehnt dies jedoch wiederholt mit Verweis auf den regelmäßig fahrenden Bus ab.

Und so fahre ich weiter die Friedrichsberger Straße mit dem Rad Richtung Schule hinauf, komme an der Kita Frieberg vorbei und sehe einen Vater mit weinendem Baby auf dem Arm, der sich mit der Kinderkarre und der Eingangstür abmüht, seinem Erstgeborenen noch „Straße!“ hinterher brüllend, und frage mich wie so oft, ob tatsächlich erst ein Kind überfahren werden muss, bevor hier endlich etwas passiert.

So abgedroschen sich dieser Satz leider mittlerweile in den Ohren vieler Entscheider anhören mag, für uns Eltern ist er angsterfüllte, tägliche Realität.

Deswegen haben wir uns an den Stadtteilrat, an die Parteien im Regionalausschuss, an die Polizei und an die Verkehrsbehörde gewandt. Wir wollen, dass es eine gemeinsame Initiative „Sicherer Schulweg“ gibt. Dazu gehören Geschwindigkeitsbegrenzungen, Zebrastreifen, Änderungen von Ampelschaltungen. Wir wollen nicht noch weitere zehn Jahre warten müssen.

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