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Mein Barmbek-Süd

01. Mai 2017 André Bigalke

Unser Stadtteilinfo informiert regelmäßig über Neuigkeiten in unserem Stadtteil, über Bauprojekte, kulturelle Ereignisse, Verkehrsplanungen, Vereine und Menschen. Der Fokus liegt immer auf der Verbesserung der Situation in unserem Stadtteil; dafür müssen wir kritisch sein, nachfragen, manchmal nerven und eine Veränderung anmahnen.

In diesem Artikel aber möchte ich einmal einen anderen Ton anschlagen und einen freundlichen Blick auf mein Barmbek-Süd werfen. Für die Puristen die wesentliche Aussage zuerst: Ich bin ein Quiddje, geboren und aufgewachsen in beiden Landesteilen Schleswig-Holsteins und erst zum Schulabschluss vor dreißig Jahren hierher gezogen. Aber nichtsdestotrotz ist mir das nette kleine Stück Land von etwas mehr als drei Quadratkilometern und jetzt schon wieder über 33.000 Einwohner/innen ans Herz gewachsen.

Als ich kam, 1987, kannte ich das Viertel, hatte als Jugendlicher für den Blumenladen meiner Großtante bereits zu Festtagen Blumen ausgeliefert, und war schnell überzeugt, richtig zu wohnen. Zwar galt ich in den so stark vom Westen Hamburgs geprägten studentischen Kreisen als Exot. Barmbek-Süd sah damals auch wirklich mehr nach „Gediegenheit“ aus: An fast allen Fenstern noch weiße Gardinen, alleine in der Flotowstraße vier Eckkneipen, kleine Geschäfte, in denen vielfach noch der Gründer Inhaber war, ein ziemlich heruntergekommenes Einkaufszentrum, ein Gaswerks-Freigelände, das als schwer belastete Baubrache dalag (heutige Alster-City), praktisch keine kleinen Kinder und überhaupt kein Parkplatzproblem.
Trotz aller Änderungen ist es aber übersichtlich geblieben, alle bauliche Verdichtung und Zunahme des Straßenverkehrs haben die kleinen Parks, die langen Lauf- Wanderstrecken an den Kanälen, die Fahrradwege quer durch das Komponistenviertel nicht geschmälert. Und gerade dieser Teil Barmbek-Süds, mit den immer noch bis in die Gründerzeit zurückreichenden Restgebäuden, der uneinheitlichen Mischung aus Block- und Reihenbebauung, dem schönsten Schwimmbad der Stadt (s. Foto) und den kleinen historischen Erinnerungen (seien es alte Kinos, Läden, Schulen, den Schützenhof oder durch Nachkriegsumbauten veränderte Straßenzüge), der ist authentisch; dafür kann man mir Eppendorf oder die Schanze schenken. Die Entfernung zur Innenstadt, zu Hauptbahnhof und Flughafen ist erfreulich, die Verkehrsanbindung gut, es gibt sogar ein eigenes kulturelles Leben mit drei Spielstätten im Stadtteil und vier weiteren unmittelbar angrenzend, einem Kino, allen Schulformen, einem sehr langen Einkaufszentrum und sogar noch einer Bücherhalle, Klingt für eine Großstadt normal, aber fragen Sie einmal Menschen aus anderen Stadtteilen.

Natürlich ist manches von dem Charme des Viertels der „normalen Leute“, das vom Vorkriegs-Arbeiter-Stadtteil übriggeblieben war, auch hier der Gentrifizierung gewichen, aber trotz aller auch netter Cafés stellt sich hier nie das Gefühl ein, der Stadtteil wäre völlig verändert. Sorgen wir dafür, dass das so bleibt, soweit es in unserer Hand liegt.

Und was muss man sich nicht alles anhören über Barmbek-Süd: Zuerst einmal wird wohl kein anderer Stadtteil so häufig von Nachbarstadtteilen oder Kunst-Stadtteilen in seinen Grenzen überschritten, wir alle haben bestimmt schon gehört, wir lebten eigentlich auf der Uhlenhorst, in Barmbek-Uhlenhorst, auf der Mundsburg oder in Dehnhaide, in Eilbek, Winterhude oder Wandsbek. Die eigentliche Identität des Stadtteils, der um den alten Barmbeker Markt herum entstanden war und dann nach der Aufhebung der Torsperre 1861 von Süden her unplanmäßig bebaut wurde (im Gegensatz zu den späteren Entwicklungen in der Jarrestadt, Barmbek-Nord oder auf dem Dulsberg) ist schwer zu sehen, die Hamburger Straße trennt da auch vieles, aber wenn man sich genau umschaut, wird man es entdecken, mein freundliches und eben doch nicht modern-hippes Barmbek-Süd.

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