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Mesterkamp – laut und stickig

09. Mai 2019 Tilo Schmidtsdorff

450 Wohnungen sollen in naher Zukunft auf dem ehemaligen 34.000 Quadratmeter großen Busbetriebshof Mesterkamp entstehen. Im Zuge des Bebauungsplans „Barmbek- Süd 2“, welcher dieses Gebiet erfasst, wurden u. a. eine Luftschadstoff- und eine schalltechnische Untersuchung durchgeführt.

Gemäß der Luftschadstoffuntersuchung wird der geltende Grenzwert von 40 μg/m3 NO2 (Stickstoffdioxid) als Tagesmittelwert in der Atemluft an der Hamburger Straße mit 41 μg/m3 derzeit leicht überschritten. Aus den Berechnungen gehen keine nennenswerten Überschreitungen hinsichtlich kurzzeitiger Spitzenwerte der NO2- Belastung hervor. Die Feinstaubkonzentrationen erreichen lediglich mittlere Werte von 22 μg/m3 für PM 10 und 16 μg/m3 für PM 2,5. Kurzum: „Entsprechend der Ergebnisse sind für den Bebauungsplan ‚Barmbek-Süd 2‘ keine Schutzmaßnahmen gemäß ‚Hamburger Leitfaden – Luftschadstoffe in der Bauleitplanung‘ festzusetzen“.

Es ist richtig, dass die Berechnungen im Einklang mit den geltenden Grenzwerten liegen. Stünde jedoch die Gesundheit der Menschen im Vordergrund, müssten die Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation heran gezogen werden. Bereits die von der Untersuchung veranschlagte Hintergrundbelastung durch Feinstaub von 20 μg/ m3 für PM 10 und 15 μg/m3 für PM 2,5 würde zu dauerhaften Überschreitungen der WHO-Richtwerte führen, ohne dass auch nur ein einziges Auto die Hamburger Straße durchfahren hätte.

Zudem wies die Messung der Deutschen Umwelthilfe in Zusammenarbeit mit dem Stadtteilrat Barmbek-Süd im Februar 2018 mit 47,9 μg/m3 NO2 eine deutlich höhere Belastung der Atemluft auf, als aus der Luftschadstoffuntersuchung hervorgeht.

Die schalltechnische Untersuchung resümiert folgendermaßen: “Im Plangebiet werden an der Hamburger Straße Beurteilungspegel von bis zu 71 dB(A) tags und bis zu 64 dB(A) nachts berechnet.“ Dies entspricht drastischen Grenzwertüberschreitungen der 16. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes. Die Lautstärkepegel an der Weidestraße erreichen laut Untersuchung ebenfalls kritische Werte.

Diese Berechnungsergebnisse an der Hamburger Straße decken sich nicht mit der Antwort der Behörde für Umwelt und Energie auf eine Senatsanfrage aus dem Jahre 2016. Demnach ist die Hamburger Straße mit Spitzenwerten von 78 dB(A) tagsüber und 69 dB(A) nachts noch deutlich lauter. Der Unterschied ist nicht zu vernachlässigen, denn die Differenz von 7 dB(A) entspricht nahezu einer Verdopplung der wahrgenommen Lautstärke. 2017 wurden diese Werte durch eigene Messungen des Hamburger Abendblatts bestätigt: „Besonders laut war es an der Hamburger Straße […] mit 75 bis 80 Dezibel“.

Der Bebauungsplan „Barmbek- Süd 2“ wirkt, als wolle das Bezirksamt-Nord die Problemwirkung der Hamburger Straße kaschieren. Hamburger Politik und Verwaltung drücken sich seit Jahrzenten vor ihrer Verantwortung, die Problemursache wirksam zu beheben und die Hamburger Straße auf ein lebenswertes Maß zurück zu bauen. Städte wie Kopenhagen, Madrid oder San Francisco zeigen, dass es möglich ist, extreme Verkehrsaufkommen drastisch zu reduzieren. Solange sich diese Einsicht in Hamburg nicht durchsetzt, bleibt die Hamburger Straße ein städtebauliches Desaster.

Buchtipp für die Planung des Mesterkamps: Jan Gehl (2015): „Städte für Menschen“

Bildquelle: geoportal-hamburg.de

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